Quedlinburg im Harz kenne ich gefühlt schon ewig – die Stadt liegt nicht weit von meiner Heimatstadt entfernt. Jetzt habe ich mir endlich mal die Zeit genommen, meine Eindrücke in einer Fotoserie festzuhalten.
Was Quedlinburg so besonders macht? Es fühlt sich nicht an wie ein Ort, der nur für Touristen glänzen will. Hier wird zwischen all den Sehenswürdigkeiten einfach gelebt. Die Stadt hat diese entspannte, unaufgeregte Art, die es leicht macht, sich treiben zu lassen. Du schlenderst durch die Gassen, entdeckst einen kleinen Laden, nimmst spontan einen Kaffee in einem winzigen Café – und schon bist du drin, im Charme dieser Stadt. Es gibt immer wieder Neues zu sehen, aber ohne dass du dabei das Gefühl hast, einen straffen Zeitplan abarbeiten zu müssen. Und genau das finde ich großartig. Vielleicht inspiriert euch meine Fotoserie ja, Quedlinburg im Harz selbst mal einen Besuch abzustatten. Es lohnt sich.
Warum Quedlinburg auf deiner Reiseliste stehen sollte
Quedlinburg ist eine dieser Städte, bei denen man sich unweigerlich fragt: „Warum war ich nicht schon früher hier?“ Mit über 2.100 Fachwerkhäusern aus acht Jahrhunderten sieht es aus, als hätte jemand ein Geschichtsbuch aufgeschlagen und kurzerhand in Stein gebaut. Aber keine Angst, die Stadt ist alles andere als ein Museum auf Sparflamme – hier ist echtes Leben zwischen Kopfsteinpflaster und mittelalterlicher Architektur.
Die Geschichte von Quedlinburg beginnt nicht erst gestern. Bereits 922 wurde der Ort erstmals erwähnt, und kurz darauf (936, um genau zu sein) gründete Königin Mathilde auf dem Schlossberg ein Damenstift. Heute thront dort die Stiftskirche St. Servatii – ein Ort, der nicht nur Historiker begeistert, sondern auch ziemlich fotogen ist. Die UNESCO hat das übrigens auch gemerkt und Quedlinburg 1994 zum Weltkulturerbe erklärt. Nicht schlecht für eine Stadt mit gerade mal knapp 24.000 Einwohnern.
Wer durch die engen Gassen schlendert, fühlt sich wie auf einer Zeitreise – nur ohne die Gefahr, in einer Ritterrüstung stecken zu bleiben. Man schlendert vorbei an krummen Fachwerkfassaden, die vermutlich schon einiges miterlebt haben, und kann sich kaum entscheiden, ob man lieber die Atmosphäre aufsaugt oder Fotos macht. Mein Tipp: Beides, aber mit Pausen. Es gibt nämlich genug kleine Cafés, die sich perfekt für eine kurze Auszeit eignen.
Und trotzdem ist Quedlinburg keine Stadt, die sich nur von ihrer Vergangenheit ernährt. Klar, die Historie ist das Fundament – aber auf diesem Fundament stehen moderne Boutiquen, regionale Restaurants und eine entspannte, fast schon unaufgeregte Stimmung. Irgendwie genau richtig, um mal abzuschalten, ohne gleich ins Koma der Langeweile zu fallen.
Quedlinburg als Filmstadt
Fun Fact am Rande: Quedlinburg ist nicht nur für sein Fachwerk bekannt, sondern auch als beliebter Drehort für den ein oder anderen Film. Kein Wunder, die Stadt sieht aus wie eine Kulisse, die zufällig echt ist. Schon mal „Goethe!“ (2010) gesehen? Da hat Quedlinburg mal eben Wetzlar gespielt. Oder „Heidi“ (2015), wo es als historisches Frankfurt einsprang. Und dann wäre da noch „Das kleine Gespenst“ (2013), das den Marktplatz und das Rathaus für ein bisschen Spuk genutzt hat.
Man könnte fast meinen, Quedlinburg wurde fürs Kino gebaut – so perfekt passen die kopfsteingepflasterten Gassen und die schiefen Fachwerkhäuser ins Bild. Das Beste: Hier riecht es nicht nach Mittelalter, sondern nach frischem Kaffee aus den umliegenden Cafés. Und wer weiß, vielleicht stolpert man ja bei einem Besuch über die nächste Filmcrew.
Sehenswürdigkeiten in Quedlinburg: Was die Stadt besonders macht
Quedlinburg ist klein, aber voller Sehenswürdigkeiten, bei denen man sich manchmal fragt, ob hier wirklich jeder Stein eine Geschichte zu erzählen hat. Und ja, der Eindruck täuscht nicht.
Schlossberg und Stiftskirche St. Servatii
Der Schlossberg ist sowas wie der „Kopf“ von Quedlinburg – geschichtlich und optisch. Oben drauf thront die Stiftskirche St. Servatii. Klingt ehrwürdig, ist es auch. Die romanische Architektur haut selbst die um, die sonst nie auf Kirchen stehen. Drinnen gibt’s den Domschatz zu sehen, der nicht nur goldig glitzert, sondern auch beeindruckend alt ist. Und falls das nicht reicht: Von hier oben hat man den besten Blick auf die Stadt.
Marktplatz und Rathaus
Der Marktplatz ist lebendig, ohne überladen zu sein. Mittendrin: das historische Rathaus mit seiner auffälligen begrünten Fassade. Direkt davor steht der Roland, der Wächter der Stadtrechte. Kurios: Die Einheimischen gehen hier entspannt ihrem Alltag nach, während Besucher ehrfürchtig die Kamera zücken. Perfekter Mix aus „wow“ und „wohnlich“.
Münzenberg
Gegenüber dem Schlossberg liegt der Münzenberg, ein Viertel mit winzigen Häuschen und steilen Gassen. Man fühlt sich, als hätte man kurzzeitig das Jahr 2024 verlassen. Die Atmosphäre ist irgendwie gemütlich und ehrlich – hier läuft nichts auf Hochglanz.
Lyonel-Feininger-Galerie
Für Kunstfans eine Pflichtstation: Die Galerie zeigt Werke des deutsch-amerikanischen Bauhaus-Künstlers Lyonel Feininger. Und selbst wenn Kunst nicht dein Ding ist, lohnt sich der Besuch allein wegen der modernen Architektur, die überraschend gut ins historische Stadtbild passt.
Schuhhof und Hölle
Keine Sorge, „Hölle“ klingt schlimmer, als es ist. Die Gasse gehört zu einem alten Schuhmacherviertel, das heute einfach charmant verwinkelt und entspannt ist. Perfekt, um mal kurz abzuschalten – oder sich zu verlaufen.
Wipertikirche
Etwas ruhiger, aber dafür umso beeindruckender: die Wipertikirche mit einer Krypta aus dem 10. Jahrhundert. Ja, das ist alt. Und ja, das spürt man auch, wenn man dort steht.
Sternkiekerturm
Falls du noch nicht genug Höhenluft geschnuppert hast: Der Sternkiekerturm bietet den nächsten Panoramablick. Es lohnt sich definitiv und ein paar Fotos von der Aussicht seht ihr unten.
Quedlinburg ist kein Ort, den man in zwei Stunden abhakt. Hier schlendert man, entdeckt Ecken, die nicht auf jeder Liste stehen, und merkt irgendwann, wie sich die Geschichte der Stadt fast beiläufig in den Kopf brennt.
Der Finkenherd in Quedlinburg ist so ein Ort, der nach Geschichte schreit – und das im besten Sinne. Der Legende nach soll Heinrich, damals noch Herzog von Sachsen, hier im Jahr 919 beim Vogelfang die Nachricht erhalten haben, dass er zum deutschen König gewählt worden sei. Ob’s wirklich so war, weiß keiner, aber die Geschichte gibt dem Ort definitiv ein gewisses Extra.
Heute ist der Finkenherd ein richtig nettes Plätzchen direkt unter dem Schlossberg. Die Fachwerkhäuser drumherum sehen aus, als hätten sie schon alles erlebt, was Quedlinburg so erlebt hat. Highlight ist das spätmittelalterliche Fachwerkhaus Finkenherd 1, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Der Ort verbindet „richtig alt“ mit „ziemlich charmant“ und ist perfekt, um für einen Moment in die Vergangenheit einzutauchen. Vielleicht hört man sogar einen Vogel zwitschern – Heinrich hätte seine Freude daran gehabt.
Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten rund um Quedlinburg
Quedlinburg ist nicht nur für sich ein Erlebnis, sondern auch der perfekte Ausgangspunkt, um die Umgebung zu erkunden. Gerade mal 15 Kilometer entfernt liegt die Burg Falkenstein. Die Festung sieht nicht nur beeindruckend aus, sondern ist auch erstaunlich gut erhalten. Ein Rundgang durchs Museum gibt einen spannenden Einblick in das Mittelalter. Der Blick von der Burg ins Selketal? Nicht schlecht, vor allem mit Kamera in der Hand.
Ein echtes Naturhighlight ist die Teufelsmauer. Klingt gruselig, ist aber einfach nur faszinierend. Die bizarren Felsformationen bei Blankenburg und Ballenstedt sind ideal für eine Wanderung – oder, wenn wir ehrlich sind, für jede Menge Fotos. Besonders cool: der Abschnitt „Hamburger Wappen“. Ja, der Name ist genauso speziell wie die Felsen.
Falls dir der Sinn nach ein bisschen mehr Stadt steht, fahr nach Wernigerode. Etwa 30 Kilometer von Quedlinburg entfernt, punktet die „bunte Stadt am Harz“ mit einem märchenhaften Schloss und einer charmanten Altstadt.
Für Adrenalinfans geht’s zur Rappbodetalsperre. Die Titan-RT-Hängebrücke ist lang, hoch und perfekt, wenn du bei leichtem Herzklopfen einen grandiosen Blick über das Tal genießen willst. Entspannter wird’s bei einer Wanderung auf dem Harzer-Hexen-Stieg. Der Weg führt dich auf etwa 100 Kilometern durch den Ostharz – inklusive Brocken, falls du mal den höchsten Punkt der Gegend mitnehmen willst.
Familien sollten unbedingt nach Thale. Die Seilbahn bringt dich auf den Hexentanzplatz oder zur Rosstrappe – beides Orte mit ordentlich Sagen und Geschichten im Gepäck. Für die Kleinen (und Junggebliebenen) bietet der Tierpark Hexentanzplatz eine Menge heimischer Tiere und eine Aussicht, die man so schnell nicht vergisst.
Ob Wandern, Burgbesuche oder Nervenkitzel: Rund um Quedlinburg gibt’s jede Menge zu tun. Und wenn du am Ende des Tages zurück in die Stadt kommst, merkst du erst, wie schön es ist, all das vor der Haustür zu haben.
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Verwendete Ausrüstung: Canon EOS 6D, Canon EF16-35mm f/4L IS USM, Adobe Photoshop
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